bio

"… sie spielte mit fast weltabgerückter Tiefe…

…und doch mit einer Lebendigkeit, die dem Stück (G-Dur Suite von J. S. Bach) so viel neues Profil verlieh, dass man vermeinte, es noch nie gehört zu haben …“

Dies schrieb die Hannoversche Allgemeine Zeitung über die damals 20-jährige Cellistin Jessica Kuhn. Sie hatte bereits die großen Cellokonzerte als Solistin mit Orchester aufgeführt, so von Elgar, Dvorak, Saint-Saens und Haydn und die Rokoko-Variationen von Tschaikowsky. Konzertreisen führten sie in berühmte Konzertsäle wie die Laeiszhalle Hamburg, die Oetkerhalle Bielefeld und das Odeion-Athenon Athen, zum Schleswig-Holstein-Musikfestival und zum International Young Artists Peninsula Music Festival Palos Verde/Los Angeles.

Vita

Studium

Schon als Jugendliche beschloss Jessica Kuhn, keine Orchesterlaufbahn einzuschlagen, sondern als Cellistin eigene, selbstbestimmte Wege zu gehen. Während ihres Studiums in Deutschland und den USA wurde sie unter anderem von Wolfgang Mehlhorn, Zara Nelsova und Eldar Issakadze ausgebildet. Bei Meisterkursen arbeitete sie mit Frans Helmerson, Daniel Shafran und mit Mitgliedern des La Salle-, Amadeus- und Guarneri-Quartetts.

2001 absolvierte sie ihr Konzertexamen bei Natalia Gutman in Stuttgart.

Kammermusik

In dieser Zeit spielte sie im Duo mit dem mittlerweile als Liedbegleiter bekannten Pianisten Wolfram Rieger, und im Georgischen Kammerorchester unter der Leitung von Liana Issakadze. Konzertreisen führten sie unter anderem nach Amsterdam ins Concertgebouw.

Neue Musik und Tango

Nach Abschluss dieser intensiven Studienzeit zog sich Jessica Kuhn für vier Jahre bewusst aus dem klassischen Musikbetrieb zurück und widmete sich unbekannten Werken der Neuen Musik und der Musik des Tango. Sie konzertierte im Duo mit dem uruguaischen Komponisten H. Ulises Passarella (Solist in der Filmmusik zu "Il Postino", 1996 "Oscar" für die beste Musik), leitete von 2001-2004 den ersten, von ihr ins Leben gerufenen Tango-Interpretationskurs in München und gründete 2001 das Streichquintett "Tango Infinito". Es erfolgte eine CD-Produktion (Antes) und Konzertauftritte in Deutschland und Italien.

Von der Renaissance- bis zur zeitgenössischen Musik

Mit ihrer CD-Einspielung 2005 (Thorofon), die begeisterte Resonanz bei Presse und Publikum hervorrief, kehrte Jessica Kuhn zum klassischen Musikleben zurück: Sie gestaltete die erst zweite Gesamteinspielung des Werks für Violoncello solo "Trilogia" von Giacinto Scelsi und die Ersteinspielung des Solostücks "Ask havasi" von Franghiz Ali-Zadeh. Mit der Entdeckung und Aufführungen unbekannter Werke von der Renaissance- bis zur zeitgenössischen Musik hat sich Jessica Kuhn mittlerweile einen Namen gemacht.

Sie spielte mehr als 50 Uraufführungen in verschiedenen Ensembles, als Kammermusikerin und als Solistin.

Zahlreiche Rundfunkmitschnitte beim BR, WDR und ORF, sowie Fernsehaufzeichnungen und CD-Aufnahmen liegen von ihr vor.

Ensembles

Seit 2008 ist Jessica Kuhn Solocellistin des Bayerischen Kammerorchesters und Mitglied des „Ensemble Plus“, Bregenz. Seit 2015 ist sie zudem Mitglied der Solistenensembles „Das Neue Ensemble“, Hannover und „Klangforum“, Heidelberg.

Gastverpflichtungen führen Jessica Kuhn häufig zum Köllner Spezialensemble für Neue Musik „Musikfabrik“ und zum Münchner Kammerorchester.

Konzertauftritte

Ihre europaweite Konzerttätigkeit führt sie in berühmte Säle und zu internationalen Festivals, unter anderem Barbican Center, London, Teatro alla Scala, Mailand, Philharmonien von Köln und Berlin sowie Musikfest Berlin, Agora Festival Paris, Festival op. 52, Nischni-Nowgorod. Sie arbeitet dabei mit den Dirigenten Peter Eötvös, Peter Rundel und Enno Poppe, sowie den Komponisten Harrison Birtwistle und Helmut Lachenmann zusammen, um nur einige zu nennen.

Barockcello

Mit ihrem 2013 erworbenen Barockcello hat Jessica Kuhn ihr musikalisches Spektrum um die Aufführung von Renaissance- und Barockmusik, auf Originalinstrumenten gespielt, erweitert. Seither gestaltet sie häufig Programme, in denen sie beide Celli im Wechsel spielt. Dabei immer wieder auch Werke des 20. / 21. Jahrhunderts auf dem Barockcello – so zum Beispiel die erste Solosuite von Benjamin Britten.

Konzertreihe sonorizzonte

2013 gründete Jessica Kuhn die Münchener Konzertreihe sonorizzonte, in der sie ihr breitgefächertes Repertoire von der Barockmusik bis zur Musik des 21. Jahrhunderts und ihre musikalischen Entdeckungen präsentiert. “Die Musikentdeckerin” titelte die Süddeutsche Zeitung nach dem Eröffnungskonzert.

ensemble sonorizzonte

2017 rief sie das ensemble sonorizzonte ins Leben – ein in wechselnden Formationen auftretendes ensemble. Dazu gehören die Geigerin und Bratschistin Elisabeth Kufferath und der Pianist und Komponist Moritz Eggert, sowie der Gambist Arno Jochem de La Rosée.

ensemble sonorizzonte richtet seinen Fokus auf die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie auf die Barockmusik.

Kompositionsaufträge

Seit 2015 erteilte Jessica Kuhn im Rahmen von sonorizzonte vier Kompositionsaufträge: an die aserbaidschanische Komponistin Franghiz Ali- Zadeh und an die Münchener Komponisten Rudi Spring, Johannes X. Schachtner und Moritz Eggert.

Mit einigen ihrer Konzertprogramme wurde sie bereits nach Bregenz, Turin und Valencia eingeladen. Auf sehr positive Resonanz stoßen die Konzerteinführungen von Jessica Kuhn, die sie auch auf englisch, italienisch und spanisch hält.

Aktuelles

Im Mai 2018 fand eine Tournee nach New York und in verschiedene Städte Kanadas zusammen mit dem Klangforum Heidelberg statt.

2019 stehen Auftritte beim Beethovenfest Bonn und bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen an sowie eine CD-Produktion von Werken des griechischen Komponisten Nicolas Tzortzis zusammen mit dem Neuen Ensemble Hannover.

Herkunft und Wegweisendes

In Düsseldorf geboren prägten ihre Mutter, freiberufliche Sängerin, sowie ihr Großvater, stellvertretender Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Rafael Kubelik und Eugen Jochum, ihre musikalische Ausbildung. Wegweisend waren die Begegnungen mit Jacqueline du Pré, mit der sie als Jugendliche im Briefkontakt war, und mit Giora Feidman, den sie beim Meisterkurs „Everybody is a singer!“ in Lübeck kennenlernte.

Instrumente

1997-2004 wurde sie von der Stiftung Kunst und Kultur der Sparkasse Bielefeld gefördert und spielte – als Leihgabe der Stiftung – ein Cello von Andreas Guarnerius, 1695, Cremona.

Aktuell spielt sie ein Cello von Joseph Gaffino, Paris 1752 und ein Barockcello von Thomas Smith, London 1762,

Jessica Kuhn lebt in München und auf Frauenchiemsee.
Stand: Januar 2019